Israelaustausch 2019
„Lachaim“ – „Auf das Leben“: Ein unvergesslicher Jerusalem-Trip
Nach reibungslosem Transport durch 4 Eltern erreichten 10 Schüler/innen und 2 Lehrkräfte am 15.9.2020 um 7.00 Uhr den Münchner Flughafen bzw. das spezielle, nur für Israelreisende vorgesehenes Termin F. Das Absolvieren diverser Sicherheitskontrollen gestaltete sich weniger nervenaufreibend als gedacht, so dass einem angenehmen guten Flug ab 10.10 Uhr nach Tel Aviv mit anschließendem Bustransfer Richtung Jerusalem nichts mehr im Wege stand. Mit sehr sommerlichen Temperaturen und einem liebevoll vorbereitetem Imbiss wurden die deutschen Gäste in der Tedi Kolleg Schule seitens der israelischen Gastgeber herzlich willkommen geheißen. Im Anschluss folgten die deutschen Schüler ihren Austauschpartnern in ihre jeweiligen Familien, von denen sie sehr warmherzig ausgenommen wurden.
Tags darauf erfolgte seitens der Lehrkräfte ein Gespräch über den Fortgang des Austauschs (welche Lehrer, zeitl. Abstand, etc.) sowie Absprachen bzgl. des Seminars im Herbst (Besuch der Direktorin der Tedi Kolleg Schule in Oberstdorf im Anschluss an das Seminar). Sodann erhielten die deutschen Teilnehmer eine geführte Tour durch Jerusalem, die v.a. die großen Synagoge und Altstadt beinhaltete. Dabei werden eindrückliche Momente in der Grabeskirche und an der Klagemauer den Schülern/innen in Erinnerung bleiben.
Am 3. Tag stand der Ausflug nach Masada auf dem Programm, um einen Eindruck von Israels bewegte Geschichte an einem Ort zu erleben, der bis heute von dem Jüdischen Widerstand gegen die Römer vor ca. 2000 Jahren zeugt, wenn auch nicht unumstritten: Kollektiver Suizid anstelle von Versklavung unter röm. Herrschaft im 1. Jh. n.Chr. Als Kontrast dazu gestaltete sich das anschließende Bad im Toten Meer als ganz besonderes Erlebnis: nicht schwimmen, sondern einfach nur im Wasser „liegen“.
Zionismus und Holocaust standen am Folgetag auf dem Programm. Dabei vermittelte ein engagierter Guide auf dem Mount Herzl der deutschen Gruppe Wissenswertes zur Erinnerungskultur in Israel, wie z.B. zu Gräbern bedeutender Persönlichkeiten. Das benachbarte Herzl-Museum informierte danach sehr anschaulich und abwechslungsreich über Zionismus, Theodor Herzls Leben und Visionen. Im Anschluss sahen die Schüler und Lehrer in Jad Vashem einen beeindruckenden Film von 2 Zeitzeuginnen und erhielten schließlich eine nicht minder beeindruckende Führung durch das Museum: persönlich mit guten Informationen über Holocaust.
Die nächsten 2 Tage waren für die Negev-Wüste zusammen mit den israelischen Austauschpartnern vorgesehen: Die zeitliche Verzögerung - bis die Fahrt-Erlaubnis wegen evtl. zu hoher Temperaturen endlich erteilt worden war – geriet schnell in Vergessenheit, als ein Beduine in seinem Zelt von der Lebensweise in der Wüste berichtet und alle Beteiligte mit leckeres Baklava zu verkosten bekamen. Im Ramon-Museum schloss sich ein sehr interessanter und lehrreicher Besuch an, der durch unterschiedliche mediale Aufbereitung bei den Schülern einen sehr positiven, nachhaltigen Eindruck hinterließ. Der Höhepunkt des Tages bestand jedoch im angekündigten Kamelreiten, das für viel Spaß und mindestens ebenso viele Fotos davon sorgte.
Den Sabbat verbrachten die Schüler in den Familien, wobei die meisten einen Ausflug nach Tel Aviv unternahmen. Tags darauf folgten begeisterte Berichte. Am Sonntag fuhr die deutsche Gruppe zum Bird-Watching in der Nähe der Knesset, um danach im Israelisch-Jüdischen Museum eine sehr gute Führung zu bekommen, die unterschiedliche Aspekte jüdischer Kultur (u.a. die Rollen von Qumran) in den Fokus rückte. Als weiteren Programmpunkt besuchten – nach Eintreffen der israelischen Schüler – alle Austauschpartner das Aquarium von Jerusalem, um einen Einblick in die Fischwelt von Israel nicht nur vor den Glasscheiben zu erhalten, sondern auch quasi hinter diesen. Abends waren alle Schüler bei der Familie von 2 isr. Schülerinnen eingeladen, um nicht zum ersten, aber auch nicht zum letzten Mal eine Kostprobe des köstlichen israelischen Essens zu erhalten.
Mit einem gemeinsamen Frühstück in der Schule startete der nächste Tag. Es folgte ein erstes Resümee des Austausches in der Form, dass jeder Schüler für jeden anderen ein kurzes, positives Feedback auf einen Zettel schrieb. Im Anschluss wurden die Zettel verteilt und mit großer Freude gelesen und als Andenken eingesteckt. Mit dem Bus ging es daraufhin nach Tel Aviv. Als besondere Erfahrung erwies sich das Experiment „Discussion in the dark“, bei dem die Teilnehmer gruppenweise durch absolut dunkle Räume geführt wurden – angewiesen auf Gehör und Tastsinn. Abschließend tauschten sie mit einem Blinden/Sehbehinderten ihre gegenseitigen Eindrücke aus. In den Abend hinein folgte eine kurzweilige Stadtführung durch Jaffa. Ein Schauspieler erweckte einzelne Figuren aus der Geschichte und vermittelte so eine lebendige Sicht des sehr sehenswerten Stadtteils, dessen Anblick bei hereinbrechender Dunkelheit die Schüler ungemein faszinierte.
Der vorletzte Tag begann für die deutsche Gruppe mit einem Bummel durch den Bazar in der Altstadt von Jerusalem, bei dem manche Schüler ihre Fähigkeiten im Handeln unter Beweis stellten. So wurden Souvenirs aller Art für den Eigenbedarf sowie für die Familie erstanden. Anschließend galt es dann noch auf dem Markt Gewürze, Tee u.a.m. mit Augen und Nase zu erkunden, manches davon auch käuflich zu erwerben. Einen Kontrast dazu stellte nachmittags der Film „My brothers hero“ dar, den alle Schüler zusammen mit einer weiteren Schülergruppe aus Italien in einem Kino ansahen. Der Abschluss des Tages, aber auch des gesamten Austauschs gestaltete sich kulinarisch: Pizzaessen für alle Teilnehmer in einem Restaurant, wobei die Pizzae mit Namen wie „Piz Gazev“ oder „Oberstdorf“ betitelt waren oder abschließend mit Schokolade für den süßen Höhepunkt sorgten.
Der letzte Tag beinhaltete eine kurze Feedbackrunde, in der alle Schüler ihre Erwartungen/ Einstellungen vor dem Austausch mit denen nach dem gegenseitigen Besuch nun schilderten. Dabei stellte sich heraus, dass die israelischen Schüler von Deutschland eher ein „kühles“ Bild hatten, das sich in ein gastfreundliches, warmherziges gewandelt hat. Die deutschen Schüler hingegen resümierten, dass sie sich weitaus sicherer fühlten als gedacht und dass das Programm, die tolle Gastfreundschaft sowie das Essen ihre Erwartungen noch übertroffen hätten (was von Lehrerseite voll und ganz bestätigt wurde). Auf beiden Seiten wurde ein In-Kontakt-Bleiben bzw. Sich-Wiedersehen-Wollen sehr begrüßt. Nicht ohne Tränen verlief die Verabschiedung, bevor die deutsche Gruppe über „Klein-Israel“ zum Flughafen in Tel Aviv gebracht wurde.
(Vally Geiger)